In Licht und Dunkelheit by Leonie Lastella

In Licht und Dunkelheit by Leonie Lastella

Autor:Leonie Lastella
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: at Bookshouse Ltd.
veröffentlicht: 2017-04-26T16:00:00+00:00


Was hatte das zu bedeuten? Warum war sie hierhergekommen? Die Jacke ist nur ein Vorwand, ein guter, aber nur ein Vorwand, Lucas. Tylers Stimme passte nicht mehr zu dem unbeschwerten Jungen auf dem Foto, aber es war etwas dran. Also, wofür genau brauchte sie diesen Vorwand? Es gefiel Lucas überhaupt nicht, dass ein starkes Kribbeln durch seine Eingeweide fuhr, als er sich die Frage stillschweigend beantwortete. Er musste sie bitten, zu gehen. Stumm zeigte er auf die Tür zu seinem Zimmer und verstand sich selbst nicht mehr.

Als sie eintrat, zögerte Julia kurz. Es schien, als würde sie das Chaos im Innern des Zimmers nicht beeindrucken, während sie neugierig alles betrachtete. Lucas klaubte hastig einen Arm voller Kleidung von einem der Stühle und deutete darauf, während in seinem Inneren das lebendige Gefühl, das sie auslöste, mit seinem Gewissen kämpfte. Schwer lehnte er sich gegen den Türrahmen. Ein wenig rettende Distanz.

»Nicht gerade ordentlich, aber sehr gemütlich.«

Er musste sich konzentrieren, sonst würde das hier in einem absoluten Desaster enden. Zumindest bemühte sie sich, etwas Nettes zu sagen. Sie war also nicht gekommen, um sich zu streiten. Das war gut, ein Lichtblick. »Du brauchst nicht zu lügen. Es ist scheußlich, aber es reicht. Ich bekomme nicht gerade viel Besuch, also entschuldige bitte das Chaos.« Ein betretenes Schweigen füllte den Raum. »Möchtest du vielleicht etwas trinken?« Sie nickte etwas zu übertrieben. »Wasser, Wasser oder Eau de Leitung?« Lucas konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

»Ein Wasser reicht vollkommen.« Sie lächelte sanft zurück und folgte ihm in die kleine Küche. »Kommt deine Mutter vorbei und macht die Küche, oder wer ist dafür verantwortlich?« Sie fuhr mit den Fingern über die Kante der Arbeitsplatte und sah sich neugierig in dem penibel sauberen Raum um.

»Darf ich vorstellen, Dr. Jekyll.« Er drehte sich einmal um die eigene Achse. »Und hier, Mister Hyde.« Lucas verbeugte sich und wandte sich ab, ohne zu sehen, ob er sie zum Lachen gebracht hatte. Es sollte ihm egal sein, ob ihr sein Humor gefiel. Aus dem Hängeschrank über der Spüle nahm er ein Glas und füllte es mit Wasser. »War nur ein Scherz.«

»Hatte ich fast vermutet.«

Er zuckte mit den Achseln. »In Wahrheit koche ich ganz gern, und ich mag es nicht, wenn die Küche schmutzig ist. Mein Mitbewohner zieht aber nicht mit. Es ist also nicht perfekt.« Er bemühte sich, die Traurigkeit aus seiner Stimme zu vertreiben.

»Du kochst?« Sie sah ihn zweifelnd an. Das Lächeln auf ihrem Gesicht war unwiderstehlich.

»Ich tue mein Bestes. Hast du Hunger? Dann könntest du dir deine Meinung bilden.« Er war so ein Idiot, hoffte tatsächlich, sie würde Ja sagen. Seine innere Stimme pflichtete ihm bei. Er musste völlig durchgeknallt sein, sich zugedröhnt mit einer Frau abzugeben, die seinem Vater gefallen würde. Idiot traf es nicht einmal im Ansatz. Er hatte einen Plan, und sie kam darin nicht vor. Ungeduldig wischte er die Stimme weg und grinste. Er wusste, dass er einiges an Überzeugungskraft besaß, wenn er es darauf anlegte.

»Ich bin am Verhungern.« Sie trat dichter an ihn heran. »Was gibt’s denn Schönes?«

Sein Gehirn begann sich in seine Bestandteile aufzulösen.



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